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Wasserentsalzung durch PV-Systeme: Die nachhaltige Lösung für Wasserknappheit

Wasserentsalzung durch PV-Systeme
Photovoltaik-Wissen
Aktualisiert am 06. Juli 2023
6 Min. Lesezeit
Neji Boubaker
Neji Boubaker

Obwohl wir die Problematik in Mitteleuropa eher vom Hören-Sagen kennen, ist Wasserknappheit vielerorts ein großes Problem. Das hat die Menschen erfinderisch gemacht, insbesondere in Regionen mit heißem Klima und Meerzugang. Wie die PV bei der Wasserentsalzung zum entscheidenden Innovationsfaktor werden kann, liest du in diesem Blog.

Tunesien ist ein Land, das von Wasserknappheit betroffen ist, insbesondere in Regionen wie der Küste und der Sahara. Dort liegt die verfügbare Menge an Frischwasser pro Einwohner im Jahr 2021 bei nur etwa 450 Kubikmeter. Zum Vergleich: in Deutschland liegt der Wert bei pro Kopf und Jahr durchschnittlich 2.292 Kubikmeter. Angesichts des Klimawandels und steigendem Wasserbedarf aufgrund des Bevölkerungswachstums sowie der wirtschaftlichen Entwicklung, wird sich die Situation weiter verschärfen. Es wird erwartet, dass der durchschnittliche Wasservorrat in Tunesien pro Person bis 2030 auf weniger als 350 Kubikmeter sinken wird.

Meerwasser − Salz = Trinkwasser

Um diese Herausforderung zu bewältigen, setzt Tunesien verstärkt auf Meerwasserentsalzung durch Umkehrosmose-Verfahren. Die Technologie ermöglicht es, Salzwasser aus dem Meer in Trinkwasser umzuwandeln. Die Meerwasserentsalzung ist eine vielversprechende Lösung für Tunesien, um den steigenden Wasserbedarf der Bevölkerung und der Landwirtschaft zu decken. Um die Entsalzungsanlagen mit Energie zu versorgen, hat Tunesien in der Vergangenheit jedoch hauptsächlich auf fossile Brennstoffe gesetzt. Das ist jedoch nicht nur teuer, sondern auch umweltschädlich. Die Umstellung auf PV-Systeme zur Wasserentsalzung bietet daher nicht nur eine kosteneffizientere, sondern auch eine nachhaltigere, emissionsfreie Option, die den Kohlenstoff-Fußabdruck Tunesiens verringert.

Durch eine Photovoltaikstrom betriebene Umkehrosmoseanlage wird Solarenergie genutzt, um salzhaltiges Wasser zu entsalzen. Wie auf der Abbildung zu sehen ist, besteht die Anlage aus Photovoltaik-Anlage sowie einem Umkehrosmose-System, das das Wasser entsalzt.

Der Prozess der Entsalzung beginnt damit, dass das Meerwasser in einen Vorbehandlungstank geleitet und dann behandelt wird. Hier werden unerwünschte Partikel und Verunreinigungen entfernt. Anschließend wird das behandelte Wasser unter hohem Druck durch eine halbdurchlässige Membran gepumpt, wodurch das Salz und andere Verunreinigungen zurückgehalten werden. Das gereinigte Wasser kann dann zur Verwendung bereitgestellt werden, beispielsweise als Trinkwasser oder für die Verwendung in der Landwirtschaft. Der Konzentratstrom, der die zurückgehaltenen Salze und Verunreinigungen enthält, wird als Abfallprodukt entsorgt.

Warum Wasserentsalzung durch PV-Systeme?

Tunesien ist ein Land, das nach wie vor stark von importierten fossilen Brennstoffen abhängig ist. Da Tunesien mit über 3.000 Sonnenstunden pro Jahr aber durchaus reich an Energie ist, liegt es auf der Hand, die Abhängigkeit von diesen Importen durch den Einsatz der PV-betriebenen Umkehrosmoseanlage die Abhängigkeit zu reduziert. Die PV liefert hier also nicht nur Nachhaltigkeit, sondern auch ein Plus an Energieunabhängigkeit.

Doch damit nicht genug. Die PV-betriebenen Entsalzungsanlagen bieten gegenüber den konventionellen, mit fossilen Brennstoffen betriebenen Entsalzungsanlagen den Vorteil eines geringerer Flächenbedarfs, da sie ohne große Infrastrukturen wie Kraftwerke oder Pipelines auskommen. Somit eignen sie sich gut für standortgebundene Anwendungen und können selbst in abgelegenen Gebieten effektiv eingesetzt werden.

Darüber hinaus spielen hier auch Arbeitsplätze sowie die Entwicklung lokaler Lieferketten eine Rolle. Installation, Wartung und Betrieb der PV-Anlagen bedürfen technischen Know-hows in den Bereichen Ingenieurwesen, Elektrotechnik und Mechanik, was eine Triebfeder für die zielgerichtete Ausbildung der Arbeitskräfte vor Ort ist. Auch die Produktion von Systemkomponenten kann ein Motor für den regionalen Arbeitsmarkt sein.

Ein weiterer Faktor, der für die regionale Entwicklung eine tragende Rolle spielt: Arbeitsplätze.

Wasserentsalzung: Referenzprojekte in Tunesien

In Tunesien gibt es bereits diverse PV-basierte Wasserentsalzungsprojekte. Ein Beispiel ist die Wasserentsalzungsanlage der wasserarmen Wüstenregion Ben Guerdane in der Provinz Medenine im Südosten Tunesiens. Die Anlage wurde von der tunesischen Regierung in Zusammenarbeit mit der Europäischen Investitionsbank, der Europäischen Union und der japanischen Regierung finanziert. Die Entsalzungsanlage ist mit einer PV-Anlage mit einer Leistung von 210 Kilowatt (kW) ausgestattet und versorgt die Bevölkerung mit 1.800 Kubikmeter Trinkwasser.

Im Mai 2018 wurde als Mittel gegen die Wasserknappheit auch auf der Insel Djerba eine Meerwasserentsalzungsanlage in Betrieb genommen. Djerba ist eine der wichtigsten touristischen Attraktionen Tunesiens und hat in den letzten Jahren eine stetig steigende Nachfrage nach Wasser verzeichnet. Die Anlage entsalzt täglich bis zu 50.000 Kubikmeter Meerwasser und deckt somit den Bedarf der Bevölkerung samt Touristen. Im Süden Tunesiens, nahe der Stadt Gabès, befindet sich eine weitere Anlage mit einer Kapazität von 36.200 Kubikmeter pro Tag im Bau.

Fazit

Die Verwendung von PV-Systemen zur Wasserentsalzung bietet eine nachhaltige und umweltfreundliche Lösung zur Bekämpfung der Wasserknappheit in Tunesien. Die Nutzung von Sonnenlicht als Energiequelle reduziert den Kohlenstoff-Fußabdruck Tunesiens und trägt zur Energieunabhängigkeit bei. Tunesien hat hier bereits einige Referenzprojekte in Betrieb genommen, sie tragen zur regionalen Entwicklung bei und sichern die Versorgung in von Wasserknappheit betroffenen Regionen.

Zusammenfassung

  • Tunesien begegnet dem immer eklatanter auftretenden Problem der Wasserknappheit auf innovative Weise. PV-betriebene Meerentsalzungsanlagen versorgen die Bevölkerung sowie die Wirtschaft mit Wasser.
  • Die neuen Wege sind nicht nur effektiv bei der Bekämpfung des Wassermangels, sondern zeigen auch mit Hinblick auf den Arbeitsmarkt neue Optionen auf.
  • Der Einsatz der PV-Technologie befindet sich auch jenseits der bekannten Nutzungsfelder auf dem Vormarsch. Sie wird immer öfter als probates Mittel gewählt und darf als Innovationstreiber verstanden werden.

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