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Repowering – so prüfst du, ob die Solaranlage ein Update braucht

Solar-Repowering
Photovoltaik-Wissen
Aktualisiert am 12. August 2024
11 Min. Lesezeit
Ruben Bruder
Ruben Bruder

Viele ältere Photovoltaik-Anlagen laufen nicht mehr auf Hochtouren – auch die beständigsten Module kommen irgendwann in die Jahre. Dazu bleibt der Fortschritt nicht stehen und moderne Module sind deutlich leistungsstärker als frühere Modelle. Diese Entwicklung kannst du dir zunutze machen. Wie? Die Antwort heißt: Repowering. Was das bedeutet, wie du Repowering-Bedarf erkennst und was das Solarpaket 1 dafür tut, erklären wir dir in diesem Ratgeber.

Zwischen 2000 und 2012 erlebte Deutschland mit über 8 Gigawatt Zubau den ersten Solar-Boom seiner Geschichte. Viele Deutsche entschieden sich damals, mit PV-Anlagen Geld und CO2 zu sparen. Diese Anlagen benötigen nach 10, 15 oder sogar 20 Jahren Betriebszeit oft ein Update: Während 2010 Solarmodule mit 240 Wp Leistung Standard waren, bieten moderne Module 440 Wp und mehr. Für die Energiewende wird Solar Repowering also immer wichtiger, weil es durch Effizienzsteigerung den Anteil der Erneuerbaren am Energiemix erhöht, ohne dass du PV-Anlagen installieren musst. Aber was genau ist Repowering? 

Was bedeutet Repowering eigentlich?

Repowering bedeutet, dass du die die Leistung einer Solaranlage wieder auf 100 % bringst oder sogar noch steigerst. Das geht auf mehrere Arten: Zuallererst kannst du die Anlage reinigen. Das solltest du bei PV-Anlagen, die du betreust, mindestens alle 5 Jahre, besser aber alle 2 Jahre tun. Dann gibt es die „Frischzellenkur“ für die Photovoltaik-Anlage, bei der du die Komponenten prüfst, reinigst, und ggf. Zubehör ersetzt. Ein volles Repowering beinhaltet, dass du die Kernkomponenten einer bestehenden Solaranlage austauschst und modernisierst. Dies kann durch den Wechsel von alten Solarmodulen, Wechselrichtern oder anderen Komponenten zu neuen, leistungsfähigeren Modellen erfolgen.

Es geht also darum, alte oder defekte Komponenten durch Neue zu ersetzen. Dadurch wird die Anlage nicht nur effizienter, sondern auch sicherer für Material und Personen. So sorgst du dafür, dass die Anlage wieder volle Leistung bringt, was sowohl den Geldbeutel als auch die Umwelt und – durch erhöhten Eigenverbrauch – die Netze schont.

Repowering beinhaltet also drei Stufen:

  • Reinigung: Schon eine einfache Reinigung der Module kann die Effizienz merklich steigern.
  • Teilersatz: Der Austausch einzelner Komponenten, wie z.B. defekte Module oder Wechselrichter.
  • Vollersatz: Komplett neue Module und Wechselrichter für maximale Effizienz. 

Repowering und das Solarpaket 1

Der 26.04.2024 war ein guter Tag für das Repowering: An diesem Tag nahmen der Bundestag und der Bundesrat das Solarpaket 1 an. Dieses Gesetzespaket, das das EEG ergänzte, sollte unter anderem Repowering von Aufdach-Solaranlagen erleichtern und attraktiver machen. Die wichtigsten 3 Punkte daraus: 

  • Betreiber*innen verlieren nicht mehr ihren Anspruch auf EEG-Vergütung, wenn sie eine laufende PV-Anlage modernisieren und dabei Module ersetzen. 
  • Außerdem erhalten die Betreiber*innen den alten Satz an EEG-Vergütung für Solarstrom, den eine repowerte Anlage ins Netz einspeist. Nur Energie, die über die Maximalleistung der alten PV-Anlage hinausgeht, wird mit dem neuen, geringeren EEG-Satz vergütet. Wenn die PV-Anlage bei Inbetriebnahme z.B. auf 12 kWp ausgelegt war und mit neuen Modulen 15 kWp erzeugt, erhalten die Betreiber*innen für bis zu 12 kWp Einspeiseleistung also die alte Vergütung. Die Mehrleistung wird wie eine neue Anlage behandelt. 
  • Die Förderung für Anlagen auf Nebengebäuden wie Garagen wird ausgeweitet: Die PV-Dachanlagenvergütung gilt nun auch für Gebäude, die zwischen 2012 und dem 01.03.2023 gebaut wurden. Deine Kunden*innen können nun auch die Dächer dieser Gebäude kostendeckend mit Photovoltaik-Anlagen belegen und Förderungen nach dem EEG erhalten. 

Checkliste: In 10 Schritten zur Repowering-Entscheidung

Mit dieser Checkliste kannst du in 10 Schritten den Repowering-Bedarf einer Solaranlage systematisch prüfen und so fundierte Entscheidungen über dein weiteres Vorgehen treffen:

1. Modulstärke prüfen

Den ersten Schritt kannst du dank Daten-Monitoring des Wechselrichters oder Energiemanagementsystems vom Büro aus erledigen: Vergleiche den aktuellen Ertrag der PV-Anlage mit den Werten aus der Vergangenheit und den zu erwartenden Erträgen. Nutze Online-Tools zur Ertragsprognose, um die Leistung deiner Anlage mit vergleichbaren Anlagen in deiner Region zu vergleichen. Achte auf Abweichungen in der Leistung einzelner Module – sie können auf Verschmutzung oder Schäden hindeuten, die den ganzen String beeinträchtigen.

2. Nach Modulschäden suchen

Inspiziere die Module auf Risse, Sprünge, Verfärbungen, Verschmutzungen usw. Wichtig: Achte dabei besonders auf Korrosion an den Modulrahmen. Sie können ein Sicherheitsrisiko für die Anlage darstellen, indem z.B. Wasser in die Anlage gelangt.

Nutze anschließend eine Infrarotkamera, um thermische Schwachstellen in den Modulen zu identifizieren. Besonders heiße Stellen, sogenannte Hot Spots, deuten auf Schäden im Modul hin. Hot Spots erhöhen den Widerstand im String, was die Energieausbeute reduziert. Darüber hinaus stellen sie auf Dauer ein Brandrisiko dar. Besonders kalte Stellen oder Module sind ein Hinweis darauf, dass einzelne Zellen oder das ganze Modul nicht mehr funktionieren.

3. Modulausrichtung und -neigung prüfen

Analysiere die Ausrichtung und Neigung der Module im Hinblick auf die Sonneneinstrahlung. Dabei solltest du prüfen, ob die Module im Laufe der Zeit durch Beschattung an Leistung verloren haben: Neue Bäume oder Gebäude in der Nachbarschaft könnendafür sorgen, dass eine Photovoltaik-Anlage nicht mehr optimal leistet.

Du kannst im Anschluss die Ausrichtung und Neigung der Module optimieren, allerdings wird hier ggf. eine Neumontage nötig. Eine weitere Möglichkeit ist es, Moduloptimierer einzubauen, die verschattete Module überspringen.

4. String-Probleme feststellen

Untersuche die Strings auf Beschädigungen, Scheuerstellen oder UV-Belastung. Anschließend misst du den Spannungsabfall in den Strings. Wenn du defekte oder beeinträchtigte Steckverbindungen findest, solltest du sie neu verkabeln.

AC-Installationskabel, DC-Solarkabel und Stecker

5. Erdungsprüfung

In diesem Schritt misst du wie bei der Erstinstallation den Erdungswiderstand der Anlage. Stelle sicher, dass die Erdungsanlage den aktuellen Normen entspricht. Im Niederspannungsbereich ist hier ist vor allem die DIN VDE 0100-540 maßgeblich. Sie sieht derzeit Erdungskabel mit einem Durchmesser von mindestens 6 mm² vor.

Erdungskabel und Potentialausgleichsschienen

6. Überspannungsschutz-Check

Nach der Erdungsprüfung geht es an die Überspannungsschutzgeräte. Unterziehe sie einem Funktionstest: Wenn sie nicht voll funktionsfähig sind, musst du sie umgehend ersetzen. Wenn die Geräte noch funktionieren, musst du sicherstellen, dass sie auch weiterhin für die Größe der Anlage geeignet sind. Maßgeblich sind hier die Normen DIN VDE 0100-443 sowie DIN VDE 0100-534. In unserem Ratgeber zum Überspannungsschutz erfährst du mehr.

Alles für den Überspannungsschutz

7. Verkabelung AC-seitig

Inspiziere die AC-seitige Verkabelung auf Schäden, Knicke, Scheuerstellen und direkte UV-Belastung. Zu starke UV-Einstrahlung über einen zu langen Zeitraum kann die Kabelummantelung brüchig machen. Prüfe anschließend die Anschlüsse im Wechselrichter und in den Sicherungskästen und tausche alte oder kaputte Kabel aus. Bei der Prüfung und beim Austausch solltest du sicherstellen, dass die Kabelquerschnitte ausreichend dimensioniert sind: Wenn die Kabel zu dünn sind, sind sie ein Flaschenhals für den Stromertrag aus der PV-Anlage. 5x4 mm² solltest du als Minimum verwenden.

AC-Installationskabel

8. Verkabelung DC-seitig

Jetzt geht es an die DC-Seite: Inspiziere die DC-Solarkabel ebenso auf Beschädigungen, Scheuerstellen, UV-Belastung wie die Erdungs- und AC-Kabel. Lasse dabei keinen Anschluss aus: Du solltest die Kabelanschlüsse an den Modulen, Stringsammlern und Wechselrichtern einzeln prüfen. Anschließend prüfst du die Stecker auf korrekte und wasserdichte Crimpverbindungen.  

DC-Solarkabel

9. Naturfaktoren

Bei der Untersuchung der Module und Verkabelungen gibt es noch weitere Faktoren, die du beachten solltest:

  • Vermosung: Prüfe die Module auf Moos- oder Algenbewuchs, der die Leistung beeinträchtigen kann. Insbesondere verstopfte Abflüsse in den Modulrahmen können zu Mooswachstum führen. Hier kann eine einfache Reinigung helfen.
  • Blattbefall: Selbst wenn ein Baum die Module nicht direkt durch Verschattung beeinträchtigt, können fallende Blätter sich auf den Modulen ansammeln – vor allem, wenn sie nur leicht geneigt sind. Schon ein einzelnes nasses Blatt, das auf der Moduloberfläche klebt, kann mehrere Solarzellen im Modul verschatten.
  • Tierverbiss: Vor allem die DC-seitigen Solarkabel sind häufiger von Schäden durch Tierverbiss betroffen. Prüfe also auch, ob die Kabel Bissspuren oder Löcher in der Ummantelung haben und tausche sie aus

10. Welches Repowering lohnt sich? 

Auf Basis der ersten 9 Schritte triffst du die Entscheidung, welche Art von Repowering nötig ist. Wenn du feststellst, dass eine einfache Reinigung der PV-Anlage oder der Austausch einzelner Kabel nicht ausreichen oder dein*e Kunde*in sich mehr PV-Leistung – etwa für eine Wallbox oder Wärmepumpe – wünscht, geht es ans Eingemachte: Repowering durch Austausch der Module und Wechselrichter. Dazu solltest du diese 3 Faktoren beachten:

  • Wechselrichter: 
    Bewerte Alter, Leistung und Dimensionierung des Wechselrichters. Solltest du feststellen, dass der Wechselrichter keine Kapazitätsreserven mehr hat, kannst du ihn durch ein stärkeres Modell austauschen oder die Neuanlage so dimensionieren, dass sie dieselbe kWp-Leistung liefert wie die alten Module. Das würde Platz auf dem Dach freilassen, weil du weniger Module benötigst – 11 Module mit 440 Wp Leistung haben etwa dieselbe Gesamtleistung wie 20 Module mit 240 Wp. Das erlaubt dir, die Anlage in Zukunft noch zu erweitern.  
  • Zubaupotenzial:
    Apropos Erweiterung: Wenn die Kunden*innen mehr Solarstrom nutzen wollen, benötigst du dafür ggf. auch mehr Platz. Darum solltest du prüfen, ob das Dach oder das Grundstück Platz für zusätzliche Module bieten. Mit den neuen Regelungen aus dem Solarpaket 1 wird es zudem leichter, Nebenanlagen zu betreiben, bspw. auf einem Schuppen oder Carport.  
  • Erhöhter Eigenverbrauch:
    Analysiere den Stromverbrauch und prüfe, ob eine Erweiterung der Anlage sinnvoll ist, um den Eigenverbrauch zu erhöhen. Beziehe mögliche Zukunftsinvestitionen wie Wärmepumpen oder Wallboxen dabei ein. Unser Autarkierechner hilft dir dabei. 

Fazit

Ein Repowering kann eine Photovoltaikanlage deutlich wirtschaftlicher und effizienter machen. Ob sich ein Repowering lohnt, beurteilst du anhand verschiedener Faktoren. Die Neuerungen des Solarpaket 1 machen ein Repowering ab 2024 noch einmal attraktiver, da sie die Rahmenbedingungen verbessern. Je stärker wir Strom für Wärme und Mobilität nutzen, desto wichtiger wird es, alte Anlagen nicht aus dem Blick zu verlieren – denn Repowering leistet einen wichtigen Beitrag zur Energiezukunft.

Zusammenfassung

  • Repowering ist die Modernisierung von Photovoltaik-Anlagen durch Reinigung, Ersatz einzelner Teile oder Vollersatz der Module und Wechselrichter.
  • Es gibt in Deutschland viele ältere PV-Anlagen, die von einem Repowering profitieren.
  • Repowering erhöht die Effizienz einer Solaranlage, verbessert die Sicherheit und kann den Eigenverbrauchsanteil für die Betreiber*innen merkbar steigern.
  • Du prüfst den Repowering-Bedarf anhand unserer Checkliste und stellst fest, welche Art von Repowering eine Anlage benötigt.
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